Frauen und Männer in der zweiten Lebenshälfte - Älterwerden im sozialen Wandel

Altern Frauen und Männer unterschiedlich? Der Deutsche Alterssurvey gibt Antworten

Älterwerden unterliegt stetiger Veränderung und Altern ist nicht gleich Altern. Die Menschen zwischen 45 und 65 Jahren in Deutschland sind heute aktiver als dieselbe Altersgruppe vor 20 Jahren. Doch, altern Frauen und Männer unterschiedlich? Was passiert, wenn wir älter werden? Welche Faktoren beeinflussen das Älterwerden?

Das Deutsche Zentrum für Altersfragen hat in Kooperation mit der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) die Ergebnisse des Deutschen Alterssurveys (DEAS) in Berlin vorgestellt. Seit mehr als 20 Jahren begleitet die vom Bundesfamilienministerium geförderte Studie Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Älterwerden. Die Ergebnisse beziehen sich auf das Älterwerden von Frauen und Männern und betrachten die Frage des geschichtlichen Wandels und der sozialen Zugehörigkeit zu bestimmten Geburtsjahrgängen. Auf Grundlage der Ergebnisse des DEAS kann die Politik wirksame Programme und Maßnahmen für älterwerdende Menschen entwickeln und Rahmenbedingungen schaffen.

Für den DEAS wurden drei Gruppen von Geburtsjahrgängen erfasst:

-    Menschen, die in der Vorkriegszeit zwischen 1930 und 1939 geboren wurden, die ihre Kindheit und Jugend im Krieg erlebt haben, Träger des Wirtschaftswunders waren und in einen abgesicherten Ruhestand gegangen sind.
-    Menschen, die zwischen 1940 und 1949 im Krieg geboren wurden, die ihre Kindheit während des Wirtschaftswunders erlebten und die Wiedervereinigung Deutschlands am Ende ihres Be-rufslebens erleben durften.
-    Menschen die zwischen 1950 bis 1959 geboren wurden, die zu den Babyboomern gehören und die Konkurrenzen in der Ausbildung und am Arbeitsmarkt erleben mussten.

Seit 1996 werden Menschen im Alter von 40-85 Jahren befragt. Die näher vorgestellten Ergebnisse beschäftigen sich mit drei Themen des Alterssurveys:
•    Ehrenamtliches Engagement
•    Einsamkeit im Alter
•    Umsorgende Tätigkeiten
 

Ehrenamtliches Engagement

Der Alterssurvey befasst sich in seinen Erhebungen mit dem organisationsgebundenen ehrenamtlichen Engagement. Dazu wurden Personen befragt, die in einer Organisation tätig sind, ob sie innerhalb dieser Organisation eine Funktion ausüben oder ohne besondere Funktion ehrenamtlich tätig sind.

Wie entwickelt sich das ehrenamtliche Engagement ab einem Alter von 40 Jahren und zunehmendem Alter? Sind die Wahrscheinlichkeiten, sich im Ehrenamt zu engagieren, im Lebenslauf immer gleich oder gibt es Phasen, in denen besonders gute Möglichkeiten existieren? Wann im Leben fängt man an, sich zu engagieren und wann, eine solche Tätigkeit auch wieder zu beenden? Sind die Alternsverläufe im Ehrenamt für Männer und Frauen gleich oder gibt es Unterschiede?

Der Alterssurvey zeigt beim ehrenamtlichen Engagement einen deutlichen Anstieg im Vergleich zu den vergangenen Jahren. Die Bereiche, sich ehrenamtlich zu engagieren sind viel zahlreicher und die Möglichkeiten für ehrenamtliches Engagement sind besser geworden. Die Wahrscheinlichkeit sich ehrenamtlich zu engagieren steigt in der Altersgruppe der 40- bis 60-Jährigen kontinuierlich. Um das Ruhestandseintrittsalter herum sinkt die Engagementwahrscheinlichkeit leicht. Die Ehrenamtsquote ist vor allem bei den älteren Menschen stark gestiegen. Von den 50- bis 69-Jährigen engagieren sich heute rund 28 Prozent ehrenamtlich, 1996 war dies noch nicht einmal die Hälfte. Laut Alterssurvey liegt die Ehrenamtsquote bei Frauen im Alter von 55 bis 69 Jahren bei 24 Prozent, bei Männern beträgt sie in dieser Altersgruppe 33 Prozent. Das liegt daran, dass sich in der organisationsgebundenen ehrenamtlichen Tätigkeit Männer häufiger engagieren als Frauen. Sie übernehmen häufiger Führungsämter, sind im Vereinsvorstand tätig oder belegen Funktionen wie Schatzmeister, Schriftführer oder Gruppenleiter.

Einsamkeit im Alter

Einsamkeit ist nicht gleichbedeutend mit sozialer Isolation. Einsamkeit ist ein Gefühl, das entsteht, wenn die persönlichen Bedürfnisse von dem tatsächlich gegebenen sozialen Umfeld nicht befriedigt werden. Dies kann zu schwerwiegenden Erkrankungen führen.

Der DEAS zeigt, dass - entgegen der weitverbreiteten Meinung - ältere Menschen nicht so einsam sind, wie bisher immer angenommen wurde. Weniger als 10 Prozent der Menschen fühlen sich ein-sam. Die Einsamkeit im Alter hat nicht zugenommen. Ältere Menschen sind von solchen Gefühlen nicht häufiger betroffen als jüngere Menschen. Das Einsamkeitsrisiko ist in den jüngeren Jahrgängen weniger stark mit dem Älterwerden verbunden. Demnach könnten die künftig 70- bis 80-Jährigen weniger häufiger einsam sein als die heutigen 70- bis 80-Jährigen. Das Risiko der Einsamkeit ist bei den 65jährigen in allen Jahrgängen gleich hoch.

Erst ab einem Alter von 80 Jahren fühlen sich Menschen vermehrt einsam. Frauen häufiger als Männer. Das Thema Einsamkeit im Alter ist nach wie vor präsent. Im März dieses Jahres wurden Initiativen ausgezeichnet, die sich mit dem Thema Einsamkeit im Alter beschäftigen und dagegen angehen möchten.
 

Umsorgende Tätigkeiten

Dreiviertel der Menschen mit Pflegebedarf werden heute zuhause versorgt. Sei es allein durch die Familie oder mit Unterstützung durch einen Pflegedienst. Diese Pflegetätigkeiten werden noch immer meist von den Töchtern der Familie übernommen. Schätzungen gehen davon aus, dass es weitaus mehr Personen gibt, die unterhalb der offiziellen Pflegegrenze auf Unterstützung in der täglichen Haushaltsführung und Alltagsbewältigung angewiesen sind. Darüber hinaus zeigen Prognosen, dass dieser Unterstützungsbedarf in den kommenden Jahren weiter ansteigen wird.

Über alle Altersgruppen hinweg – vor allem aber bei den 54- bis 65-Jährigen - zeigt sich ein Anstieg bei der gleichzeitig zum Beruf ausgeübten Sorgetätigkeit. Dabei handelt es sich um unbezahlte Arbeiten wie Tätigkeiten für die Familie, für Freundinnen und Freunde oder Personen aus der Nachbarschaft. Es sind die Frauen, die trotz steigender Erwerbstätigkeit die Hauptlast von diesen Sorgetätigkeiten und den Aufgaben zuhause tragen.

Die Übernahme von Pflegetätigkeiten fällt vor allem in der späteren Erwerbsphase an, also kurz vor dem Renteneintrittsalter. Gerade in dieser Lebensphase fallen die Geschlechterunterschiede am größten aus. Bei den 60-Jährigen übernehmen knapp 19 Prozent der Frauen solche Sorgetätigkeiten, bei den Männern sind es nur knapp 13 Prozent.

Die Ergebnisse des DEAS zeigen, dass erst im Ruhestand die Beteiligung der Männer bei umsorgenden Tätigkeiten steigt. Eine positive Ausnahme von der Regel zeigt sich bei der Betreuung von Enkelkindern. Hier steigt die Zahl der Männer kontinuierlich.
 

Fazit

Frauen und Männer altern anders. Dabei muss man beachten, dass es natürlich Unterschiede innerhalb der Gruppen der Frauen und der Männer gibt. Es existieren nicht nur Unterschiede bei den vielfältigen Lebensformen, sondern auch Ungleichheiten im Hinblick auf Bildung oder Einkommen, die sich bis ins hohe Alter auswirken. In vielen Bereichen sind Frauen und Männer dagegen gar nicht so unterschiedlich, denn sie haben ähnliche Entwicklungsaufgaben zu bewältigen. Für viele Menschen – Männer wie Frauen - kommen mit dem Älterwerden neue Herausforderungen, weil die Gesundheit nachlässt. Die Unterschiede innerhalb der Geschlechter sind größer als zwischen den Geschlechtern. Frauen übernehmen häufiger und auch früher als Männer Aufgaben in der Pflege von Angehörigen, aber deutlich seltener ein Ehrenamt in einer Organisation. Ältere Menschen sind nicht so einsam wie bisher angenommen wurde. Frauen fühlen sich bis zum Alter von 70–80 Jahren sogar seltener einsam und isoliert als Männer, im höheren Alter jedoch häufiger.

Weitere Informationen

Deutsches Zentrum für Altersfragen https://www.dza.de/
BAGSO https://www.bagso.de/

Die zentralen Befunde des Deutschen Alterssurveys (DEAS) 1966-2017 können Sie in Kurzform auf der Internetseite des Bundesfamilienministeriums herunterladen:
https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/service/publikationen/frauen-und-maenner-in-der-zweiten-lebenshaelfte---aelterwerden-im-sozialen-wandel/135042