Die Welt zu verbessern, ist in jedem Alter möglich - Gemeinwohlorientierte Unternehmer*innen 60plus ausgezeichnet

Collage mit drei Portraits der Gewinner, zwei Männer eine Frau

Bildnachweis: Körber Stiftung

Die Preisträgerinnen und Preisträger stehen fest. Der Zugabe-Preis der Hamburger Körber-Stiftung geht an Annette Habert aus München, Josef Martin aus Riedlingen und Dirk Müller-Remus aus Berlin. Die drei Unternehmer*innen haben ihre gemeinwohlorientierten Gründungsideen erst im fortgeschrittenen Lebensalter in die Tat umgesetzt. Für die Jury des Zugabe-Preises verkörpern sie damit neue Rollenvorbilder für die Potenziale des Alters. Der Zugabe-Preis ist mit je 60.000 Euro dotiert und wird am 8. Juni 2021 in Hamburg vergeben.

Stabile Bindungen in Scheidungsfamilien

Annette Habert (60) hat mit 52 Jahren die gemeinnützige GmbH „Flechtwerk 2+1“ gegründet. Das Sozialunternehmen setzt sich für stabile Eltern-Kind-Bindungen in Scheidungsfamilien ein. Dafür vermittelt Flechtwerk rund 1800 Gastfamilien für geschiedene Mütter und Väter am Wohnort der Kinder. Neben den privaten Unterkünften bieten Treffpunkte in Kindergärten oder Familienzentren kindgerechte Orte für vertraute Begegnungen. Unternehmerin Habert trägt mit ihrer Idee dazu bei, dass Kinder eine bedeutsame Beziehung zu beiden Eltern aufbauen können. Die Jury war beeindruckt vom Pragmatismus und der Risikobereitschaft, mit der die Religionspädagogin Annette Habert gegen ein von ihr erkanntes Defizit angeht.

Autist*innen im Arbeitsmarkt

Dirk Müller-Remus (63) vermittelt mit seinen Unternehmen „auticon GmbH“ und der „Diversicon GmbH“ Autist*innen in den Arbeitsmarkt. Der Berliner Wirtschaftsinformatiker hatte bei seinem betroffenen Sohn die speziellen Stärken erkannt – wie Mustererkennung, Präzision und Logik. Der Zugang zum Arbeitsmarkt war Autist*innen jedoch fast unmöglich. Müller-Remus änderte das: Seine Unternehmen haben bis heute über 400 Arbeitsplätze für Autist*innen, vor allem als IT Consultants, geschaffen. Als unternehmerischen Erfolg wertete es die Zugabe-Jury auch, dass Müller-Remus die operative Führung beider Unternehmen abgegeben hat, um neue Ideen zu verwirklichen.

Seniorengenossenschaft im ländlichen Raum

Der Agrar-Ingenieur Josef Martin (85) hat früh die Folgen des demografischen Wandels erkannt: Auf die Landflucht der Jungen und die Versorgungsnot für die Alten reagierte er 1991 mit Gründung der Seniorengenossenschaft Riedlingen. Dieses Projekt der bürgerschaftlichen Selbsthilfe bietet barrierefreie Wohnungen, eine Demenztagespflege, Hilfe im Haushalt sowie Essens- und Fahrdienste. Von 10.000 Einwohner*innen sind 850 Vereinsmitglieder, es gibt 22 Fachkräfte und über 100 freiwillige Ältere, die ihr Engagement direkt oder auf ein Zeitsparkonto vergütet bekommen. Die Jury hält das Modell der Seniorengenossenschaft für ebenso vorbildlich wie Josef Martins Pionierrolle darin.

Über den Zugabe-Preis

Mit dem Zugabe-Preis zeichnet die Körber-Stiftung bereits zum dritten Mal Gründerinnen und Gründer 60plus aus, die mit unternehmerischen Mitteln Lösungen für die gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit gefunden und dafür ein Unternehmen oder ein Sozialunternehmen aufgebaut haben. Die Botschaft des Preises: Die Welt zu verbessern, ist in jedem Alter möglich. Für neue Altersvorbilder machen sich auch die Juror*innen stark – sie sind Expert*innen aus Politik, Wirtschaft, Social Business, Wissenschaft und Medien.

 

Weitere Informationen

Körber Stiftung
https://www.koerber-stiftung.de/