Zugabe-Preis 2023 - Gesellschaftlicher Wandel braucht den einzelnen Menschen

Vier Menschen, drei Männer eine Frau, von denen drei ihre Urkunde in die Kamera halten.

Dr. Titus Bahner, Judith Grümmer, Dr. Frank Hoffmann und Dr. Lothar Dittmer, Vorsitzender des Vorstands der Körber-Stiftung.

Sie sind über 60 und sie möchten die Welt ein Stück besser machen. Sie kommen aus verschiedenen Branchen, aber sie eint der Unternehmergeist und der Mut, etwas zu verändern: Dr. Titus Bahner (62), Dr. Frank Hoffmann (63) und Judith Grümmer (64) zeigen, dass Start-Ups keine Frage des Alters sind. Für ihre innovativen und gesellschaftlich relevanten Gründungen wurden diese Drei von der Körber-Stiftung mit dem Zugabe-Preis in Höhe von jeweils 60.000 Euro ausgezeichnet.

 

 

Die Journalistin und Fernsehmoderatorin Inka Schneider moderierte am Donnerstagabend die feierliche Preisverleihung im Lichtwark-Theater in Hamburg-Bergedorf. Dr. Lothar Dittmer,Vorsitzender des Vorstands der Körber-Stiftung betonte: „Unsere Preisträgerin und Preisträger sind Persönlichkeiten, die uns zeigen: Gesellschaftlicher Wandel braucht den einzelnen Menschen – und aus der Erfahrung vieler Lebensjahre lässt sich die Welt erst recht verbessern! Genau das will unser Zugabe-Preis würdigen.

Einer für alle, alle für einen. Endlich eine Zukunft für Biolandwirtinnen und -landwirte

Dr. Titus Bahner hat mit der „Kulturland-Genossenschaft“ ein Zukunftsmodell für Biolandwirtinnen und Biolandwirte ins Leben gerufen. Die Genossenschaft will zunehmenden Spekulationen mit Grund und Boden entgegentreten und landwirtschaftliche Flächen für nachfolgende Generationen erhalten. Dazu kauft sie mit den Anteilen ihrer Mitglieder Äcker, Weiden und Wald. Diese Flächen stellt sie regional eingebundenen und ökologisch wirtschaftenden Bauernhöfen sowie Neugründerinnen und -gründern zur Verfügung – unbefristet und unkündbar.

Die Jury bezeichnete Bahner als „unternehmerischen Visionär für die Zukunft einer kooperativen und gemeinwohlorientierten Landwirtschaft“. Er habe seine große Leidenschaft für eine bessere Beziehung zwischen Mensch und Natur mit seiner Fachkompetenz als Agrar- und Wirtschaftswissenschaftler verbunden.

Die Stimme ihres Lebens – Totkranke hinterlassen Audiobiografien als Vermächtnis

Judith Grümmer ist eine erfahrene Hörfunkjournalistin und Audiobiografin aus Köln. Sie gibt Menschen, deren Erkrankung so weit fortgeschritten ist, dass keine Aussicht mehr auf Heilung besteht, eine Stimme, die bleibt. Mit ihrer gemeinnützigen Organisation „Familienhörbuch gGmbH“ bietet sie unheilbar erkrankten Müttern und Vätern die Möglichkeit, ihre persönlichen Lebensgeschichten kostenfrei und professionell als Audiobiografien für ihre minderjährigen Kinder aufzunehmen. Vielen jungen Eltern helfen diese Aufnahmearbeiten bei der Bewältigung ihrer Erkrankung. Für die Kinder bewahren die Hörbücher die Stimmen und Lebensgeschichten ihrer Eltern.

Die Jury würdigte Grümmer für ihren Mut, die Themen Sterben und Tod mitten in die Gesellschaft zu holen. Besonders hervorgehoben wurde ihr sensibler Umgang mit Betroffenen und ihr Engagement für das ideelle Familienerbe.

Kampf dem Brustkrebs. So helfen blinde und stark sehbeeinträchtigte Frauen

Der Gynäkologe, Dr. Frank Hoffmann, bildet mit seinem Sozial- und Inklusionsunternehmen „discovering hands gUG“ blinde und stark sehbeeinträchtigte Frauen zu „Medizinisch-Taktilen Untersucherinnen (MTU)“ aus. Mit Hilfe ihres überlegenen Tastsinns können sie kleinste Gewebeveränderungen in der Brust von Vorsorgepatientinnen ertasten und ergänzen damit die fachärztliche Untersuchung. Sie erkennen 30 Prozent mehr und bis zu 50 Prozent kleinere Gewebeveränderungen in der Brust der Patientinnen als Ärztinnen und Ärzte. Damit trägt er zu einer Verbesserung der Qualität der Brustkrebsfrüherkennung sowie zur Inklusion sehbeeinträchtigter Menschen bei.

Er habe nichts weniger erreicht, als eine Innovation in der Gesundheitsbranche und im deutschen Sozialsystem zu verankern. Die Jury sieht in Hoffmann „einen Sozialunternehmer par excellence und ein Vorbild, das anderen Mut macht“.

Über den Zugabe-Preis

Die Welt zu verbessern, ist in jedem Alter möglich. Mit dem Zugabe-Preis zeichnet die Körber-Stiftung jährlich Gründerinnen und Gründer 60plus aus. Mit der Auszeichnung, die mit jeweils 60.000 Euro dotiert ist, werden drei Persönlichkeiten gewürdigt, die mit unternehmerischen Mitteln Lösungen für die gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit gefunden und ein Sozialunternehmen aufgebaut haben.

Im Mittelpunkt stehen Menschen, die mit ihren Initiativen zeigen, dass sich Erfahrung und Innovation, Ruhestand und Aufbruch, Alter und Social Impact produktiv ergänzen.

Fotos von der Preisverleihung

Fotos: Claudius Baritz/BAFzA