White Paper gibt Impulse für eine positive Alternsstruktur und vielfältige Altersbilder

Ein paar Moderationskarten, die aufgefächert auf einem Tisch liegen. auf der ersten steht "realistische und differenzierte Bilder vom ALter" Das Logo vom Programm-Altersbilder ist in der  linken oberen Ecke zu sehen.

Impulse für eine neue Alternsstruktur

Das wissenschaftliche Netzwerk „Altersbilder“ hat am 9. Mai 2023 ein White Paper mit sechs Impulsen und Handlungsempfehlungen für vielfältigere Altersbilder veröffentlicht. Es verdeutlicht, wie eine häufigere und authentischere Darstellung der ganzen Altersvielfalt in den verschiedensten Medien zum Motor für Gesundheit und Entwicklung werden kann. Die Mitglieder des Netzwerks fordern ein Umdenken. Facettenreiche Altersbilder sollen dem jeweils aktuellen Kenntnis- und Forschungsstand entsprechen und durch eine hohe kulturelle Wertschätzung gestützt werden.

Um konkrete Wirkungen entfalten zu können, ruft das Netzwerk Akteurinnen und Akteure aus Wissenschaft, Medien, Politik und Bildung dazu auf, sich ihren Forderungen anzuschließen. Es gelte, sich für Diversität und Vielfalt einzusetzen und entsprechend diverse „bunte“ Role Models zu fördern. Es müsse stärker als bislang auf Diskriminierungen aufgrund des Alters hingewiesen werden.

Ängste vor dem Lebensende in den Blick nehmen

„Für eine differenzierte Auseinandersetzung mit unseren Altersbildern müssen auch das Lebensende und Ängste hiervor in den Blick genommen werden“, sagt Verena Klusmann, die das Altersbilder-Netzwerk seit 2016 an der Universität Konstanz geleitet hat und seit September 2022 Professorin für Gesundheitsförderung und Prävention an der Hochschule Furtwangen ist. „Tod und Sterben sind jedoch aus dem Alltag ausgelagert“. Die Autorinnen und Autoren fordern, die Tabus rund um Tod und Sterben aufzuheben und das Lebensende mehr in den gesellschaftlichen Fokus zu rücken. Es gelte, Raum für Gespräche über das Leben im hohen Alter, das Sterben und den Tod zu schaffen.

„Gebrechlichkeit und Depressionen im Alter sind nicht normal“

Das Positionspapier betont, dass Altersbilder – ein bedeutsamer Hebel für Gesundheit und individuelle und gesellschaftliche Entwicklung – von Kindheit an verinnerlicht werden. Dennoch fehle in den Bildungsplänen von Kitas, Schulen, Ausbildungen und Hochschulen die reflektierte Auseinandersetzung mit dem Älterwerden. Besonders zum Tragen kämen negative Altersbilder in Bereichen der medizinischen Versorgung und Pflege, sagt Klusmann: „Weil falsche Normen herrschen, sind Fehlversorgungen und Unterinanspruchnahmen weit verbreitet. Wir müssen damit aufräumen. Gebrechlichkeit und Depressionen im Alter sind nicht ‚normal‘.“

Mangelnde Anerkennung schwächt Wirtschaftskraft

Die Mitglieder des Netzwerks bemängeln die Anerkennung der wirtschaftlichen Ressource, die alte Menschen darstellten. Ohne die Kinderbetreuung und das Engagement älterer Menschen jenseits der Erwerbstätigkeit beispielsweise würde eine enorme Wirtschaftskraft fehlen. Darüber hinaus stellen die Autorinnen und Autoren klar: „Die Zahl der Ruheständlerinnen und Ruheständler, die Unternehmen gründen, steigt.“

Differenzierte Auseinandersetzung mit dem Älterwerden steigert die Lebenserwartung

„Durch vielfältigere Altersbilder können wir Entwicklungsspielräume eröffnen“, heißt es in dem Papier. Die Verantwortlichen führen aus, dass sich durch eine differenzierte Sicht auf das Älterwerden das Vorsorgeverhalten und die Gesundheit verbessern können. Aktuelle Studien liefern gar Belege, dass positive Altersbilder in jüngeren Jahren schließlich die Lebenserwartung bedeutsam steigern.

Altersbilder werden als wichtiger Motor für die individuelle und gesellschaftliche Entwicklung und für die Solidarität zwischen den Generationen betrachtet. „Im Verlauf der gesamten Lebensspanne lässt sich über den Hebel positiver Altersbilder die Lebensqualität bedeutsam erhöhen“, sagt Verena Klusmann.

 

Über das Netzwerk „Altersbilder“

Das wissenschaftliche Netzwerk „Altersbilder“ wurde von 2016 bis 2022 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Geleitet hat es Verena Klusmann, zunächst Universität Konstanz, jetzt Hochschule Furtwangen. Im Herbst 2022 veröffentlichte das Altersbilder-Netzwerk ein Video, das Altersbilder und ihre Wirkung erklärt und zum Nachdenken, Hinterfragen und Diskutieren anregt.

Weitere Informationen

White Paper
http://www.health.uni-konstanz.de/images-of-aging

Zum Video „Altersbilder“ des Altersbilder-Netzwerks
youtu.be/dSuOwo02RWI

 

Foto: cbaritz/BAFzA