Neue Kunst von „alten Meistern“

Woran denken Sie, wenn Sie von einer Ausstellung hören, an der nur Werke von über 70jährigen Künstlerinnen und Künstlern ausgestellt werden? Würden Sie sich diese Ausstellung anschauen? Seien Sie ehrlich!

Werfen Sie ihre Vorurteile über den Haufen und machen Sie sich frei von Ihrem stereotypen Altersbild. Der Künstlerbund Dresden e. V. zeigte gemeinsam mit der Albrechtsburg Meißen diese gelungene Ausstellung mit tollen Werken von 80 Bildenden Künstlerinnen und Künstlern, die 70 Jahre und älter sind. Keines der ausgestellten Werke durfte älter als fünf Jahre sein. Eine Rezension:

Zeitgenössische Kunst zu präsentieren ist mitunter nicht ganz einfach, was das Publikum anbelangt. Hier hat es wunderbar funktioniert. Das lag zum einen an den Arbeiten selbst, zum anderen an der Idee, Audioguides einzusetzen, mit denen die Künstlerinnen und Künstler ihren Werken „eine Stimme“ geben konnten.

Torsten Rommel, Geschäftsführer des Künstlerbundes Dresden e. V. dankte den Künstlerinnen und Künstlern für Ihre Offenheit und für ihre Bereitschaft, nicht nur an der Ausstellung teilzunehmen und ihre Werke zu präsentieren, sondern auch dafür, dass sie sich in den Gesprächen geöffnet und viele private und persönliche Dinge von sich erzählt haben. Damit haben sie den Besucherinnen und Besuchern einen kurzen Einblick in ihr Leben gegeben und so zum Verständnis der Entstehungsgeschichte ihres Werkes beigetragen. Die Dateien der Audioaufnahmen werden in das Stadtarchiv der Stadt Dresden überführt, um sie dauerhaft und nachhaltig zu bewahren.

Ganz besonders dankte Rommel auf der Finissage den beiden Kuratorinnen Nina Fischäß und Maren Marzilger für die tolle Zusammenarbeit, die mit ihrem Konzept auch den Menschen hinter der Arbeit sichtbar machen wollten. „Sie haben es geschafft, sich das Vertrauen der Künstlerinnen und Künstler zu erarbeiten, ohne das die vielen tollen Gespräche nicht zustande gekommen wären.“

„Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit“

„Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit“, wusste schon Karl Valentin. Die Ausstellung findet alle fünf Jahre statt und wird vom Künstlerbund Dresden e. V. organisiert. Hier haben die Kunstschaffenden die Gelegenheit, Werke der letzten fünf Jahre zu zeigen. Denn, bis auf wenige Ausnahmen, haben viele im Alter nicht mehr die Sichtbarkeit und Plattformen, um ihre Arbeiten zu präsentieren.

Die beiden Kuratorinnen wollten mit ihrem Konzept regionale Kunstgeschichte anhand der einzelnen Bilder und Objekte und individuelle Kunstgeschichten anhand von Audiodateien zusammenzubringen. Dazu verbrachten die Beiden über 200 Stunden mit Gesprächen in den Ateliers. Aus ungefähr vier Tagen Audiomaterial machten sie ca. 1,5 Stunden für die Ausstellung verfügbar. Mittels Audioguides konnten die Besucherinnen und Besucher den Künstlerinnen und Künstlern zwischen 20 Sekunden und dreieinhalb Minuten lang lauschen. Zu hören waren Anekdoten aus dem Studium, Berichte über Einflüsse und Freundschaften, die den künstlerischen Weg begleiteten, Philosophien über die eigene Kunst oder Aussagen direkt zum Werk.

Ursprünglich war die Ausstellung mit 50-70 Schaffenden angekündigt. Die Kuratorinnen erhielten eine Liste mit 138 Personen. Nach der Kontaktaufnahme bekundeten 80 Künstlerinnen und Künstler ihr Interesse.

Die gotischen Hallen der Albrechtsburg stellten eine große Herausforderung dar. „Wir waren froh, dass wir so lange Nägel gefunden haben, um die Bilder an die Wand  hängen zu können“, berichtete Fischäss über die Schwierigkeit mit den ungeraden Wänden in einem Raum.

Sie haben viel probiert und mehrfach hin- und hergeräumt, um die Kunstwerke in den Räumen sinnvoll anzuordnen. Ganz klar war, es sollte nicht nach Techniken getrennt werden .

Hierdurch ergaben sich Dynamiken und Spannungen, die sehr gut mit der Architektur harmonierten. „Wir suchten nach Verbindungen und fanden sie manchmal aufgrund gemeinsamer Schnittpunkte im Lebenslauf, manchmal aufgrund formaler Gemeinsamkeiten und manchmal ergaben sich einfach wunderbare Raumkonstellationen, weiß Maren Marzilger.

Kunst hält jung und behält ihre Träume bis ins hohe Alter. Das bewies diese Ausstellung eindrucksvoll, die ungeachtet des physischen Alters der Künstlerinnen und Künstler von ungebändigter Schaffenskraft strotzte.

Weitere Informationen

Albrechtsburg Meißen
https://www.albrechtsburg-meissen.de/de/startseite/

Künstlerbund Dresden e. V.
https://www.kuenstlerbund-dresden.de/