Neue Altersbilder - wir stellen vor: Thomas Henrich (77)

Ein Mann Kniet vor einer blau-weißen Wand und hält einen Daumen hoch. Auf der Wand ist zu lesen: Gemeinsam engagement stärken

Gerne traf sich Thomas Henrich mit der Redaktion für dieses Interview, denn eines der Ziele seiner Arbeit ist die Förderung des bürgerschaftlichen Engagements. „Und das geht am besten über Öffentlichkeitsarbeit.“

Thomas Henrich ist Rentner und arbeitete früher als leitender Angestellter beim Versandhaus Quelle. Bei unserem Fotowettbewerb „Viel(f)ALT“ hat Henrich in der Kategorie „Mittendrin. Aktiv und engagiert bis ins hohe Alter“ mit seinem Foto „Ausgabe von Stullen bei der Bahnhofsmission“ den dritten Platz belegt. In unserem Interview erzählte er davon, wie er im Rahmen seines freiwilligen Engagements bei der Bahnhofsmission in Nürnberg dazu kam, ein ACDC Konzert zu besuchen. Doch dazu später mehr.

Mit Beginn meiner passiven Altersteilzeit im Alter von 58 Jahren überlegte ich, wie ich meine beruflichen Erfahrungen zum Nutzen anderer Menschen einbringen kann. Zwei wichtige Zielsetzungen waren, dass das Engagement Spaß machen und abwechslungsreich sein sollte.

Mir ist wichtig, den Blick auf die Menschen meiner Generation zu verändern oder mindestens Nachdenklichkeit auszulösen. Ich möchte, dass an meinem Beispiel und meiner Arbeit deutlich wird, wie ein älterer Mensch über sein freiwilliges Engagement das Leben in seinem Umfeld mitgestalten kann.

Sie engagieren sich seit zehn Jahren in Ihren Heimatstädten Nürnberg und Fürth auf Ihre ganz eigene und außerordentliche Art und Weise. Welches Engagement legen Sie an den Tag?

In meinen Projekten arbeite ich 4 halbe Tage pro Woche, hinzu kommen Aktivitäten außerhalb dieser Zeit wie Besprechungen, Veranstaltungen und Jury-Mitgliedschaften. Daneben bin ich seit 1998 ehrenamtlich bei der Bahnhofsmission aktiv. Die direkte Unterstützung von Menschen beim Umsteigen, mit Verpflegung/Kleidung und in Notlagen hilft mir, den Blick für die sozialen Probleme in unserem Land nicht zu verlieren.

Ich bin 100 Stunden monatlich im ehrenamtlichen Einsatz. Für mein Engagement nehme ich keine Vergütung und auch keine Aufwandsentschädigung.

Zum Beispiel organisierte ich in der Zeit von Oktober 2010 bis April 2011 die erste  Nürnberger Freiwilligenbörse, zusammen mit einem Team beruflicher Mitarbeiter des Zentrums Aktiver Bürger und des Sozialreferates  der Stadt Nürnberg. In den Jahren 2012 und 2013 oblag mir die Planung und Durchführung  der ersten Freiwilligenmesse Nürnberg. Weitere ehrenamtliche Tätigkeiten habe ich auf meiner Internetseite aufgeführt.

Im Jahr 2015 wurde ich für mein ehrenamtliches Engagement mit dem dritten Preis des Deutschen Alterspreises ausgezeichnet.

Für die Jury des Deutschen Alterspreises war ich ein „Engagementheld“. Die Jury sah mich als Vorbild für eine Generation, deren Potential und Kreativität in ihrer nachberuflichen Phase größer denn je ist und die diese nicht immer in den bekannten Möglichkeiten des Engagements entfalten wollen.

Bis heute engagierte ich mich ehrenamtlich in mehr als 30 Projekten.

Und was hatte es mit dem ACDC-Konzert auf sich?

Am 27. Juli erklärte ich mich bereit, nach "Dienstschluss" zwei ACDC-Fans beim Umstieg in Nünberg zu helfen. Sie seien blind, gehbehindert und die eigentlich vorgesehenen Begleiter hätten kurzfristig abgesagt. Doch so leicht wie gedacht war das nicht. Mit der geplanten üblichen Umsteigehilfe war es nicht getan. Chaos am Bahnhof wegen ACDC mit 75.000 erwarteten Fans und zeitgleich Besucheransturm zum Nürnberger Bardentreffen.

Am Bahnhof Frankenstadion angekommen, kämpfen wir uns durch zum Konzert-Haupteingang, beziehungsweise wurden mit den Massen hingeschoben. Und jetzt? Zwischen der Rollstuhltribühne und uns tummelten sich schon etwa 60.000 der angekündigten 75.000 ACDC-Fans.

Das wird ohne Hilfe nix, denke ich und ich beschließe, meine Gäste beim Marsch zur Rollstuhlbühne weiter zu begleiten. Als es nach 45 Minuten durchkämpfen auf den letzten Metern mit der Zeit knapp wurde, halfen uns zwei Hardcore-AC/DC-Fans. Die liefen vor uns her und die Menschenmassen öffneten sich dank deren Präsenz wie das Rote Meer vor Moses zu einer Gasse. So schafften wir es mit letzter Kraft rechtzeitig zum zur Rollstuhlbühne

Spätestens jetzt ist mir klar, dass die Beiden es alleine zurück zum Hauptbahnhof nicht schaffen können. Ich beschließe zu bleiben und auch beim Rückweg zu helfen. Ganz uneigennützig ist das nicht, denn das Ganze hier, die Stimmung und die Atmosphäre ist schon bei der Vorband SOWAS VON GEIL!. Nachts um 1:30 Uhr waren wir dann zurück am Hauptbahnhof. Alle Züge weg. Meine Gäste wollen am Bahnsteig auf den nächsten Zug am Morgen warten. So machen wir es. Vorher besorgen wir Verpflegung. Insgesamt ein Hammer-Erlebnis!

Wir bedanken uns bei Herrn Henrich ganz herzlich für dieses Interview.

Weitere Informationen

Mehr über seine ehrenamtlichen Aktivitäten, erfahren Sie auf seiner Webseite: www.thomashenrich.de

 

 

Fotos: Claudius Baritz / BAFzA