Lesben und Alter: Lebenszeit und Lesbenzeit in Ost und West – Rückblick und Perspektiven

Informationsflyer zur Veranstaltung mit der Überschrift Lesben und Lebenszeit in Ost und West. Daneben ist eine Deutschlandkarte zu sehen, die mit einer Regenbogenfahne unterlegt ist.

Unter dem Motto „Rückblick und Perspektiven lesbischen Lebens“ veranstaltete der Dachverband Lesben und Alter in Kooperation mit dem Rostocker Frauenkulturverein „Die Beginen“ vom 15. bis 17.11.2024 in Rostock eine bundesweite Fachtagung. Der Anlass für den Austausch über lesbische Lebenswelten in Ost und West sind 35 Jahre Mauerfall und 20 Jahre Netzwerk Lesben und Alter.

Der Auftakt der Fachtagung war die Vorführung des Filmes „Warum wir so gefährlich waren - Geschichten eines inoffiziellen Gedenkens“. Der Dokumentarfilm (2006, 50 Min) erzählt von den Versuchen der Ostberliner Gruppe Lesben in der Kirche, von 1984-1986 an den Gedenkveranstaltungen im ehemaligen Frauenkonzentrationslager in Ravensbrück teilzunehmen. Lesbisches Leben war in der DDR öffentlich so gut wie unsichtbar. Die Kirche bot damals die einzige Möglichkeit, sich öffentlich zu treffen und sich zu organisieren.

Vier dieser Frauen erzählen 20 Jahre später in diesem Film über die Geschehnisse, Motive, und die teilweise sehr gewaltvollen Ereignisse dieser Versuche sowie über die politische Arbeit in der Gruppe. Dabei sprechen sie auch darüber, wie es war, in der DDR als Lesbe aufzuwachsen und wie sie gegen Diskriminierung und Unsichtbarmachung vorgingen.

Wegen diverser Widerstände konnte erst im Jahr 2022 ein sichtbares Zeichen in Form einer Gedenkkugel für die lesbischen Frauen gesetzt werden, die im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück eingeliefert wurden. Sie sind nicht wegen ihres lesbischen Seins ins KZ gekommen, sondern es wurde immer ein anderer Grund gefunden, so z.B. als Widerstandskämpferinnen.

„Warum wir so gefährlich sind“

Im Laufe der Tagung diskutierten die Teilnehmerinnen nicht nur über den Film und über politische Prägungen vor und nach 1998 in der damaligen DDR. Sie diskutierten auch über lesbisches Leben in ländlichen Regionen, Verständigung zwischen den Generationen und den Rechtsdruck in Europa. In der anschließenden Podiumsdiskussion sprachen die Teilnehmerinnen darüber, wo die Lesbenbewegung heute steht. Übereinstimmung herrschte in der Bedeutung der Gruppe. Sie macht stark. Das Zusammengehörigkeitsgefühl ist ein wichtiger Motor in der Lesbenbewegung. Kontrovers wurde die Frage diskutiert, ob es noch ein kollektives Lesbisches „WIR“? gibt und wenn ja, wie es sich äußert. Es zeigte sich, dass viele verschiedene Lebensrealitäten existieren aus denen heraus verschiedene Forderungen gestellt werden.

Ein wichtiger Punkt war das Thema „Raus aus der Unsichtbarkeit, rein in die Sichtbarkeit“. Der Dyke* March ist ein erster Schritt dorthin. Er bietet Frauen, Lesben, Inter*, Nonbinär, Trans*, Agender Personen, die sich dem lesbischen und/oder queeren Spektrum zugehörig fühlen (FLINT+*A) eine Plattform, um sich selbst und ihre politischen Forderungen zu repräsentieren. Früher galt Dyke* als eine Beleidigung für Lesben. Der Begriff wurde emanzipatorisch umgedeutet und als empowernde Selbstbezeichnung zurückgewonnen.

Mit dem Sternchen (*) wird deutlich, dass auch Frauen, deren Körpermerkmale vom eigenen geschlechtlichen Selbstverständnis beziehungsweise deren eigentlichen Geschlecht abweichen oder die sich nicht als binäre Frau verstehen, willkommen sind.

In dem Workshop „Lesbisch sein: Gestern – Heute - Morgen. Biografischer Austausch für Lesben aus Ost und West“  wurden sehr persönlicher Coming Out Erlebnisse ausgetauscht. Lesben widmen sich wichtigen Themen der Gesellschaft und sind auch im hohen Alter noch aktiv oder wollen es bleiben. Sie erkannten viele Gemeinsamkeiten und dass sie Vertrauen zueinander haben können.

Im zweiten Workshop „Extrem rechte Normalisierung und Bedrohung: Antworten für Projekte der LSBTQ+ Community“ galt es herauszufinden, welche Erfahrungen es in diesem Zusammenhang bisher gibt.

Im dritten Workshop „Bildet Lesbenbanden! Vernetzung und Kooperation in Mecklenburg-Vorpommern“ stellten die Teilnehmerinnen fest, dass persönliches und gesellschaftliches Engagement verbindet. Lesben stehen systemischer Gewalt oftmals hilflos gegenüber. Das wurde am Beispiel einer jungen Frau diskutiert, die in Stralsund versucht ihre Koordinationsstelle aufzubauen und ganz schwer mit Rechtextremismus in Stralsund zu kämpfen hat. Jedoch kann eine starke Gruppe, helfen und unterstützen. Daher lautete der Appell: Bildet Lesbenbanden!

Weitere Informationen

Die Beginen – Der Rostocker Frauenkulturverein
https://www.die-beginen-rostock.de/

Rostocker Uferfrauen
www.rostocker-uferfrauen.de

Fraueninitiative Magdeburg
https://www.magdeburg.de/index.php?ModID=9&FID=37.2149.1&object=tx%2C698.8841

Volksbad Buckau c/o Frauenzentrum Courage
https://www.courageimvolksbad.de/die-fraueninitiative-magdeburg-e-v/

Die Beginen – Der Rostocker Frauenkulturverein
https://www.die-beginen-rostock.de/

Rostocker Uferfrauen
https://www.rostocker-uferfrauen.de/

Fraueninitiative Magdeburg
https://www.magdeburg.de/index.php?ModID=9&FID=37.2149.1&object=tx%2C698.8841

Volksbad Buckau c/o Frauenzentrum Courage
https://www.courageimvolksbad.de/die-fraueninitiative-magdeburg-e-v/

 

Fotos: Claudius Baritz/BAFzA