Körber-Stiftung belohnt mit Zugabe-Preis unternehmerisches Risiko im Alter

Drei Männer und eine Frau halten auf einer Bühne ihre Siegerurkunde in die Luft.

Bildnachweis: Körber-Stiftung

Gerhard Dust,Elke Schilling, Bernhard Krahl und Thilo Bode gehören zu einer besonderen Gruppe – einer, die das unternehmerische Risiko in einem Alter wagt, in der sich andere zur Ruhe setzen. Dafür haben die vier am 10. Juni 2020 den Zugabe-Preis der Körber-Stiftung erhalten. Der Festakt musste ohne Gäste stattfinden und wurde als Livestream übertragen.
"Unsere vier Preisträger haben mit Mut und Erfindergeist, mit Power und Leidenschaft Unternehmen mit gesellschaftlichem Mehrwert gegründet. Sie zeigen, dass es keine Frage des Alters ist, die Welt zu verbessern", würdigte Dr. Lothar Dittmer, Vorsitzender des Vorstands der Körber-Stiftung, die außergewöhnlichen Leistungen der Unternehmerinnen und Unternehmer. Sie wurden aus deutschlandweit 57 Nominierungen ausgewählt. Der Zugabe-Preis ist mit jeweils 60.000 Euro dotiert.

Nachhaltiges Bauen und Telefonieren gegen Einsamkeit

Dr. Gerhard Dust (68) war schon im Ruhestand in Florida, als ein verheerendes Erdbeben Haiti erschütterte. Aus der Erkenntnis, dass die Opfer nicht am Wiederaufbau beteiligt wurden, entstand die PolyCareResearch Technology GmbH mit Sitz in Suhl. Sie entwickelt langlebige, umweltfreundliche Bauteile, die wie Legosteine zusammengesteckt und aus lokalen Rohstoffen hergestellt werden. Die Häuser errichten die Nutzer selbst. Über ein Lizenzsystem beteiligt Dust lokale Unternehmen in Entwicklungsländern und gibt so Hilfe zur Selbsthilfe.

Für Elke Schilling (75) sind Probleme da, um gelöst zu werden. 2018 gründet sie ein niedrigschwelliges Telefonangebot, das einsame alte Menschen wieder am sozialen Leben teilhaben lässt. Das in Berlin ansässige "Silbernetz" vermittelt feste Gesprächspartner für den wöchentlichen Austausch, die "Silberinfo" schließt die Lücke zu Angeboten im Wohnumfeld und das "Silbertelefon" ermöglicht spontane, vertrauliche Anrufe. Während der Corona-Krise hat Elke Schilling den Service bundesweit ausgebaut und das Thema Einsamkeit im gesellschaftlichen Diskurs verankert.

Neue Therapiemethoden und Verbrauchersicherheit

Austherapiert. Diese Diagnose wollte der Zahnarzt Dr. Bernhard Krahl im Alter von 60 Jahren nicht akzeptieren. Er kämpfte sich nach zwei Hirninfarkten zurück ins Leben. Heute sorgt der 73-Jährige mit seinem Therapiezentrum Ambulanticum Herdecke dafür, dass auch andere Schwerstkranke und Pflegebedürftige zeitgemäße Therapien der ambulanten Nachsorge erhalten. Die innovativen Behandlungsangebote sind mittlerweile anerkannt und vielfach ausgezeichnet.

Auch bei der vierten Auszeichnung liegt die gesellschaftliche Relevanz auf der Hand:40.000 Fördermitglieder geben dem Verein foodwatch die finanzielle Unabhängigkeit, um gegen Täuschungen im Lebensmittelbereich vorgehen zu können. Gegründet wurde foodwatch von Dr. Thilo Bode (73). Mit der Auszeichnung erkennt die Jury nicht nur an, dass foodwatch Verbraucherrechte in den öffentlichen Fokus gerückt hat. Sie würdigt auch, dass der Gründer dem unternehmerisch geführten Verein noch immer selbst vorsteht.


Über den Zugabe-Preis

Mit dem Zugabe-Preis zeichnet die Körber-Stiftung seit 2019 Gründerinnen und Gründer 60plus aus, die mit unternehmerischen Mitteln Lösungen für die gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit gefunden und dafür ein Unternehmen oder ein Sozialunternehmen aufgebaut haben. Mit der Auszeichnung sollen der Fokus auf das soziale Potenzial der Älteren gelenkt und Vorbilder für neues Altern gezeigt werden.

Weitere Informationen

Körber Stiftung – Zugabe Preis
https://www.koerber-stiftung.de/zugabe-preis

PolyCareResearch Technology GmbH
https://poly-care.de/index.php/de/

Silbernetz
https://www.silbernetz.org/

Foodwatch
https://www.foodwatch.org/de/startseite/

Ambulanticum
https://www.ambulanticum.de/