"Keine Frage des Alters! Engagement aller Generationen."

Am Tag des deutschen Ehrenamtes am 5. Dezember eröffnete Frau Ministerin Franziska Giffey den vierten Deutschen Engagementtag im Oderberger Stadtbad in Berlin. Ein Ort, wie sie sagte, der auch viel mit Engagement zu tun hat. "Diesen Ort gäbe es heute wahrscheinlich gar nicht mehr, wenn sich nicht Menschen engagiert hätten." Das Stadtbad wurde 1902 eröffnet. 1986 wurde es geschlossen, da es sanierungsbedürftig war. Durch die Anstrengungen einer darauf hin gegründeten Bürgerinitiative zum Erhalt dieses Stadtbades konnte die Nutzung wieder ermöglicht werden.

Ministerin Giffey bedankte sich bei den Anwesenden stellvertretend für die über 30 Millionen Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren und stellte zur Diskussion, ob Menschen in der eigenen Unzufriedenheit verharren oder sich fragen sollten, was man selber machen kann. "Das fängt manchmal schon damit an, dass man seinem Nachbarn oder seiner Nachbarin einen schönen Tag wünscht oder den Müll dorthin bringt, wo er hingehört." Engagement beginne damit, dass sich jemand für mehr interessiert als für sich selber, dass es einem nicht egal ist, wie es den Anderen um einen herum geht. Sie betonte, wie wichtig die Gründung einer Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt mit Sitz in Neustrelitz, als Signal für die Förderung und die strukturelle Unterstützung von ehrenamtlichem Engagement, ist.

In den anschließenden Podiumsdiskussionen und Workshops hatten die Teilnehmenden Gelegenheit, sich über das Engagement aller Generationen, sowie das gegenseitige voneinander Lernen auszutauschen. Franz Müntefering, Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO), diskutierte mit Lucia Parbel, die sich in der "Friday for Future" - Bewegung engagiert, darüber, wie sich junge Menschen einbringen und etwas bewegen können.

Am Abend wurde im Deutschen Theater in Berlin der Deutsche Engagementpreis verliehen. Er ist der Dachpreis für bürgerschaftliches Engagement in Deutschland. Auch hier unterstrich Ministerin Giffey in ihrer Eröffnungsrede noch einmal, wie wichtig ehrenamtliches Engagement ist. "Mit dem Deutschen Engagementpreis ehren wir diejenigen, die einen Unterschied machen. Menschen, die sich für andere einsetzen, für unsere Demokratie, gegen Missstände, für den zwischenmenschlichen Dialog und ein gutes gesellschaftliches Miteinander. Sie stehen stellvertretend für über 30 Millionen Menschen in Deutschland, die sich auf vielfältige Art und Weise für den Zusammenhalt in unserem Land stark machen."

Moderiert von Nazan Gökdemir, wurden Preisträgerinnen und Preisträger von prominenten Laudatorinnen und Laudatoren, darunter Schauspielerin Renan Demirkan und die Para-Leichtathleten Niko Kappel und Mathias Mester, gewürdigt.
 

Die Preisträgerinnen und Preisträger sind:

-    in der Kategorie Chancen schaffen: Der Verein Querstadtein e. V., Berlin
Der Verein organisiert Stadtführungen aus ungewöhnlichen Perspektiven. In dem Projekt "Obdachlose zeigen Schüler*innen ihr Berlin" schaffen Stadtführerinnen und Stadtführer Begegnungen zwischen Menschen mit und ohne festen Wohnsitz und bauen damit Vorurteile ab. Das besondere daran ist, dass die Stadtführerinnen und Stadtführer selbst einmal auf der Straße gelebt haben und wissen, worüber sie sprechen. Sie führen die Gruppen nicht an historische Stätten, sondern an Plätze, die für das Leben und Überleben der Obdachlosen bedeutsam sind. Die Mitmenschen können so nicht nur für die vielen privaten Schicksale der Obdachlosen sensibilisiert werden, sondern auch dafür, sie eher wahrzunehmen und ihnen vielleicht auch mal ein Lächeln zu schenken.

-    in der Kategorie Leben Bewahren: Das Projekt "Mikroplastik – Gefahr aus dem Haushalt?", Friedberg
Die drei Schülerinnen Leonie und Zoe Prillwitz sowie Aurelie Zimmermann aus Friedberg entwickelten Filter, die es ermöglichen, Mikroplastik aus dem Wasser herauszufiltern, bevor es durch Kosmetik oder Textilien über das Abwasser im Haushalt in den Wasserkreislauf gelangt. Sie wurden dafür ausgezeichnet, dass sie von der Politik nicht nur fordern und sie ermahnen, etwas zu tun, sondern, weil sie selbst etwas tun und ihre Vision Vorbild sowohl für die Politik, als auch für uns alle sein kann.

-    in der Kategorie Grenzen überwinden: Das Unternehmen "CDS GmbH", München 
Ein großer Teil der Beschäftigten ist gehörlos oder hat starke Einschränkungen beim Hören. Die Firma bietet Gebärdensprachkurse für die ganze Belegschaft an. Ausgegangen ist die Initiative von den Beschäftigten, die ihre gehörlosen Kolleginnen und Kollegen besser verstehen und mit ihnen kommunizieren wollten. Durch die bessere Verständigung werden alle ins Team eingebunden und echte Teilhabe ermöglicht.

-    in der Kategorie Generationen verbinden: Der Verein "Tausche Bildung für Wohnen", Duisburg
Der Verein stellt engagierten jungen Menschen im Bundesfreiwilligendienst oder im Studium mietfreien Wohnraum in entwicklungsbedürftigen Stadtteilen wie Duisburg-Marxloh oder Gelsenkirchen-Ückendorf zur Verfügung. Diese fördern als Bildungspaten die schulische und persönliche Entwicklung der Kinder des Quartiers und stärken damit gleichzeitig das kooperative Miteinander vor Ort. 540 Kindern wurde so eine Chance gegeben, lernen zu dürfen und ein Selbstwertgefühl zu entwickeln. Und gleichzeitig hatten junge Menschen bezahlbaren Wohnraum.

-    in der Kategorie Demokratie stärken: Der Verein "Ich bin hier", Hamburg    
Der Verein will durch verschiedenste Maßnahmen die Menschen für das Thema Hass im Netz sensibilisieren und sie darin bestärken, gegen "Hate Speech" vorzugehen. Es gibt wohl kaum eine Organisation in Deutschland, die so stark versucht, etwas gegen abwertende Rede zu unternehmen. Ein Team von ca. 37 Moderatorinnen und Moderatoren, scannt Kommentarspalten von Medien in sozialen Netzwerken. Sobald ein "Hasskommentar" auftaucht, wird der Link in die Gruppe gepostet und ca. 45.000 Mitglieder haben damit die Möglichkeit, sachlich und empathisch darauf zu reagieren. Durch die große Anzahl von Kommentaren, die die Mitglieder schreiben, können sie Beleidigungen, Häme und persönlichen Angriffen im Netz mit Mitgefühl und Menschlichkeit begegnen. Der Hashtag "#Ich bin hier" ist ein Statement für unsere demokratischen Grundwerte wie Toleranz, Offenheit und Miteinander.

-    In diesem Jahr hat sich die Jury entschlossen, einen Sonderpreis an ein Projekt in Ostritz zu vergeben, die "Ostritzer Friedensinitiative2 Sie zeigt beispielhaftes Engagement zur Verteidigung des öffentlichen, demokratischen Raumes. Entstanden ist diese Friedensinitiative durch Organisation eines Friedensfestes als Gegenveranstaltung zu einem Neonazitreffen, um ihnen nicht die Stadt zu überlassen. Das Organisationsteam besteht aus 50 bis 60 Engagierten. 300 bis 500 freiwillige Helferinnen und Helfer sind bei jedem Friedensfest vor Ort und zeigen, dass Ostritz demokratisch, tolerant und weltoffen ist.
In ihrer Laudatio dankte Giffey für dieses Engagement und dafür, "dass die Ostritzer ein klares Zeichen setzen für unsere Gesellschaft und dafür, dass Hass und Ausgrenzung nicht den Ton angeben, sondern Menschlichkeit und ein demokratisches Miteinander. Dieses Engagement ist mit Geld nicht aufzuwiegen."

-    Der Publikumspreis ging in diesem Jahr an die SOKO Tierschutz aus Planegg, Bayern
16.336 Stimmen wurden bei der Online-Abstimmung für diesen Verein abgegeben. Der Leitsatz der SOKO Tierschutz lautet: Tierquäler können sich nicht verstecken. Die Vereinsmitglieder möchten durch investigative Recherchen herausfinden, wo Tierquälerei stattfindet und etwas dagegen unternehmen. Sie klären Bürgerinnen und Bürger über Missstände in der Massentierhaltung und in Versuchslaboren auf und machen in öffentlichkeitswirksamen Protestaktionen gegen Rechtsbrüche in der Tierhaltung und für die Rechte der Tiere mobil.