"Jung fragt alt im Kiez: Leben im 20. Jahrhundert"

Ein älterer Herr erzählt einem Grundschüler eine Geschichte

Ein älterer Herr erzählt einem Grundschüler eine Geschichte

„Jung fragt Alt im Kiez: Leben im 20. Jahrhundert“ – unter diesem Titel wird ein besonderes Projekt von der Projektwerkstatt im KINDERRING BERLIN e.V. durchgeführt. Grundschulkinder um die 10 Jahre interviewten hochaltrige Menschen ab 80 Jahren aus fußläufig entfernten Senioren-/Pflegeeinrichtungen zur Lebens-, Zeit- und Kiezgeschichte und erstellten aus dem, was sie erfahren hatten, eine Ausstellung für die Öffentlichkeit. Bisweilen lagen 90 Lebensjahre zwischen den „Journalisten“ und den Befragten.

In dem Dreijahresprojekt wird von Mai 2015 bis April 2018 ein Modell für die generationsübergreifende Nachbarschaftsarbeit aufgebaut. Den organisatorischen Rahmen bildet ein »Dreieck« aus Kindereinrichtung, Senioreneinrichtung und einem »Kiez-Team«, in dem Hauptamtliche, Ehrenamtliche und Studierende zusammenarbeiten und gewährleisten, dass Kinder und alte Menschen angemessen begleitet werden.

Im Vorlauf wurden Gespräche geführt mit den 15 Bewohnerinnen und Bewohnern, die Interesse bekundet hatten. Zunächst galt es, deren Vertrauen zu gewinnen und ein Gefühl für sie und ihre Geschichte zu entwickeln. Nicht alle Menschen haben einen Draht zu Kindern und ein Gespür dafür, was von ihnen erwartet werden kann. Auch im Nachklang dieser Interviews wurden Gespräche mit den Seniorinnen und Senioren geführt. Die Rückmeldungen waren durchweg positiv, alle wollten auch weiterhin mitmachen. Auch die Kinder wurden intensiv vorbereitet und begleitet, was ihnen Sicherheit vermittelte.

Ca. 20 – 30 Kinder trafen 10 - 15 alte Menschen aus dem Seniorenpflegeheim und wurden dabei von einem Team begleitet und gefilmt. Am 28. Januar 2016 trafen sich alle zum ersten Mal im Festsaal des Domicil Seniorenpflegeheims Feuerbachstraße, anschließend etablierte sich „Jung fragt Alt“ als fester Wochentermin. Dabei ist zu betonen, dass es sich um ein Freizeitprojekt handelte, bei dem Kinder freiwillig teilnahmen und selbstständig Geschichte erfragten. Der Gedanke hierbei ist: Junge haben Fragen, Alte haben viel zu erzählen - so kann erlebte Geschichte über Generationen hinweg weitergetragen werden.

Im Februar/März 2016 wurden die Interviews geführt, für die sich die Kinder einmal wöchentlich im Domicil Seniorenpflegeheim einfanden. Die Bewohnerinnen und Bewohner des Heims nahmen bei ihren Erzählungen über erschütternde und erschreckende Erfahrungen ihres langen Lebens große Rücksicht auf das jugendliche Alter und den Entwicklungsstand ihrer Interviewer. Vertrauen und sensible Betreuung durch das Team sind wichtige Bestandteile eines solchen Projektes, zumal viele sehr persönliche Erfahrungen und Erinnerungen berührt wurden. Das Projekt ist detailliert auf der Internetseite www.jungfragtalt.de dokumentiert.

Zusammenfassend kann man sagen, dass beide Seiten des Projekts voneinander profitiert haben. Die alten Menschen mögen es, von ihrem oft sehr ereignisreichen Leben zu berichten, besonders wenn sie auf interessierte junge Zuhörerinnen und Zuhörer treffen. Die Kinder erfahren Interessantes aus der jüngeren Geschichte. Zudem lernen sie, sich auf ihre Gesprächspartner einzustellen sowie die Gemeinsamkeiten und Unterschiede des Alltagslebens der älteren Generation zu erkennen und zu beschreiben. Das Projekt „Jung fragt Alt im Kiez“ war somit von hohem Wert sowohl für die Kinder als auch für die Hochaltrigen, die - oft wenig mobil - wieder aktiv am sozialen Geschehen in der Nachbarschaft teilnehmen konnten, von der Empathie und Neugier der Kinder angesteckt wurden und Geschichte(n) weitergeben konnten.

Die filmische Dokumentation zeigt, dass sowohl die Alten als auch die Kinder Freude an diesem Projekt hatten und viel voneinander gelernt haben: www.jungfragtalt.de/aktueller-film.