Im Blick: Altersbilder – Thementag zur neuen Sichtbarkeit des Alters in Kunst und Kultur im 21. Jahrhundert

Hausfassade über deren gesamte Breie ein großes Banner hängt auf dem Werbung für die Photographische Ausstellung zu sehen ist.

Blick in die Zeit

Altersbilder in Kunst und Kultur in den Blick nehmen, das konnten die rund 70 Teilnehmenden am Thementag, den die SK Stiftung Kultur am 16. April 2024 gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum für Kulturelle Bildung im Alter und inklusive Kultur (kubia) am Kölner Mediapark veranstaltete. Die Veranstaltung fand anlässlich der Ausstellung „Blick in die Zeit: Alter und Altern im photographischen Porträt“ der Photographischen Sammlung der SK Stiftung Kultur statt.

Norbert Minwegen, Geschäftsführer der SK Stiftung Kultur betonte in seiner Eröffnungsrede: „Mit dem Thema Alter und Fotografie liegen wir voll im Trend. In der Ausstellung werden genau die Facetten gezeigt, die die Stiftung in den Gesellschaftlichen Diskurs einbringe möchte.“

Dr. Michael Reitemeyer vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen dankte im Anschluss daran der SK Stiftung Kultur und kubia für die Organisation des Thementags und die Ausstellung. „Die kritische Auseinandersetzung mit stereotypen Altersbildern sei ein wichtiges politisches Anliegen, das uns alle angeht“, so Reitemeyer.

Altersdiskiminierende Bilder

Dr.in habil. Sabine Kampmann warf in ihrem Vortrag einen Blick auf die Wurzeln der Altersdiskriminierung in der Kunstgeschichte. Sie sprach darüber, welche Rolle künstlerische Bilder für unsere Vorstellungen vom Alter(n) spielen. Dazu nahm sie exemplarische Darstellungen greiser Körper aus der Kunstgeschichte in den Blick und untersuchte den Einfluss des Mediums Fotografie für eine neue Sichtbarkeit des Alters.

Die Wahrnehmung und Bewertung alter Menschen durch Bilder sei sehr unterschiedlich. Sie hängen sehr deutlich von der Darstellungsweise beziehungsweise von der gewählten Bildgattung ab. Bei Portraits wirken die Bilder alter Menschen meist anziehend und berührend. Altersdiskriminierende Bilder scheinen daher nicht über die Darstellung alter Gesichter zu funktionieren. Ganz anders sähe es jedoch aus, wen man nicht nur den Kopf, sondern auch den Köper älterer Menschen mit ins Bild nimmt. Bei Fotos auf denen ältere nackte Personen zu sehen seien, würden viele Menschen ablehnend oder gar schockiert reagieren.

„Jeder Mensch ist ein Künstler“

In einem Podiumsgespräch unterhielten sich Dr.in Miriam Haller von kubia mit der Fotografin Natalya Reznik und Claudia Schubert, der Kuratorin der Ausstellung „Blick in die Zeit“, über neue Altersbilder. Reznik, deren Fotos in der Ausstellung zu sehen sind, sagte: „Wenn es neue Altersbilder gibt, darf man die Alten aber nicht vergessen.“ Sie waren die Inspiration zu ihrer Fotoserie. Hier ganz besonders die Mona Lisa. Damals wurden Menschen oft mit einer Landschaft im Hintergrund portraitiert. Reznik ist davon überzeugt, dass es eine neue Sichtbarkeit des Alters gibt. Mit dem Zitat von Beuys „Jeder Mensch ist ein Künstler“ verwies sie darauf, dass viele ältere Menschen heute nicht mehr von Anderen präsentiert oder dargestellt werden müssen.

„Fotografie ist wunderbar dazu geeignet, sich selbst darzustellen. Das zeigt sich auch darin, dass immer mehr Ältere  Social Media nutzen und damit zu einer vielfältigen Darstellung und einem neuen Bild älterer Menschen in der Öffentlichkeit beitragen.“

Neue Altersbilder in der Öffentlichkeit

Wie ältere Menschen zu einem neuen Altersbild in der Öffentlichkeit beitragen können, erlebten die Teilnehmenden am eigenen Leib in den anschließenden Workshops.

In dem Workshop „Jenseits von Stereotypen, aber wie?! – Altersbilder in Fotografie und Performancekunst“ mit der Fotografin Anna Hepp und der Performance-Künstlerin Evamaria Schaller stellten die Teilnehmenden menschliche Skulpturen dar und fotografierten die Ergebnisse.

Parallel studierten die Tänzerin Caroline Simon und die Choreografin Silke Z. in ihrem Workshop „Altersbilder-Schwärmerei“ eine kleine Choreografie mit den Teilnehmenden ein. Nach dem Aufwärmen im „geschützten Raum“ ging es hinaus in den Mediapark. Die Teilnehmenden schwärmten - einem Fischschwarm gleich - auf das Gelände aus und präsentierten ihre Choreografie in der Öffentlichkeit den Vorbeigehenden. Manche der Passanten ließen sich direkt dazu hinreißen, mitzumachen.

In dem dritten Workshop, „Ageing Trouble“, ging es ebenfalls hinaus in den Mediapark. Die Mitmachenden erlebten, wie atypisch Räume wahrgenommen werden, wenn sie diese durch Kopfhörer mit Musik und Texten erleben und sich dabei durch den öffentlichen Raum bewegen. Das Künstlerinnenkollektiv schubert-stegemann gab während des Audiowalks zudem verschiedene Impulse, sich im öffentlichen Raum auf eine bestimmte, unübliche Art und Weise zu bewegen oder zu verhalten, die bei Zuschauenden oft zu Irritationen führten. Der Mediapark wurde so zum Experimentierfeld, wie Altersbilder im öffentlichen Raum bewusst anders dargestellt werden können.

Zum Abschluss des Thementages konnten die Teilnehmenden ihren Wunsch formulieren, wie in Zukunft der Blick auf das Alter aussehen soll.

Führungen durch die Ausstellung „Blick in die Zeit: Alter und Altern im photographischen Porträt“ in der Photographischen Sammlung der SK Stiftung Kultur rundeten das Programm ab. Die Ausstellung mit über 170 photographischen Werken aus mehr als 100 Jahren ist noch bis zum 07. Juli 2024 zusehen. Wo? Photographische Sammlung der SK Stiftung Kultur, Im Mediapark 7, 50670 Köln.

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