Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum die alte Frau aus Ihrer Nachbarschaft Tag für Tag dasselbe, abgetragene Paar Schuhe trägt? Und das im Sommer wie im Winter? Lydia Staltner ist das vor vielen Jahren so ergangen. Damals hatte sie sich nicht getraut, die alte Dame anzusprechen und ihr Hilfe anzubieten. Doch vergessen konnte sie die alte Dame nie.
Heute ist Lydia Staltner überglücklich, mit ihrem Verein LichtBlick Seniorenhilfe e. V., älteren Menschen zu helfen. Sie ermöglicht ihnen eine würdevolle Teilhabe am sozialen Leben und bereitet ihnen Wege aus der gesellschaftlichen Isolation.
Positive Bilanz
Der Verein wurde vor 17 Jahren gegründet. Er möchte bedürftigen Seniorinnen und Senioren eine Stimme geben, die nicht überhört werden kann. Wir sprachen mit Markus Matt, der für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Vereins zuständig ist, über die Aufgaben und Ziele.
„Eine Tasse Kaffee, ein Stück Kuchen beim Bäcker um die Ecke, ein winziges Weihnachtsgeschenk für die Enkelin oder den Enkel – solche „Extras“ sind für viele Luxus, den sie sich nicht leisten können. Fast 17.000 (!) Menschen konnten wir bisher helfen. In diesem Jahr sind die Antragszahlen dramatisch gestiegen. Allein in NRW sind es 25% mehr Anträge. Das hatte zum Teil mit Corona zu tun und damit, dass während des Lockdowns in vielen Städten die Tafeln zugemacht haben. Auf einmal erhielten wir massenhaft Anrufe aus der ganzen Republik. Da wurde uns klar, wie bekannt wir inzwischen sind.“
"Reicht die Rente nicht, bleibt der Kühlschrank leer"
"Viele der Älteren sagten uns, dass sie sonst immer zur Tafel gingen. Aufgrund des Lockdowns sei das nicht mehr möglich. Sie hätten buchstäblich nichts mehr zu essen zu Hause - insbesondere zum Monatsende, wenn die Rente aufgebraucht war– zum Monatsende werden selbst bescheidene Einkäufe zum Problem.
Bei LichtBlick muss niemand betteln. Die Betroffenen empfinden das oft so, weil sie sich für ihre Not schämen und auch den Gang zum Sozialamt scheuen. Wir möchten diesen Menschen Mut zusprechen."
Wie hilft der Verein?
Ältere Menschen, die in Deutschland gearbeitet haben, eine deutsche Rente beziehen und sich in einer finanziellen Notlage befinden, können sich per Mail, Post oder persönlich an den Verein wenden, wenn zum Beispiel
- ihre Waschmaschine den Geist aufgegeben hat,
- die Brille kaputtgegangen ist,
- eine Gehhilfe
- ein Hörgerät oder eine
- sonstige finanzielle Unterstützung benötigt wird.
Auch Seniorinnen und Senioren, die mit Ihrer Miete oder den Nebenkosten nicht zurechtkommen, bietet der Verein Hilfe an. Die eingereichten Unterlagen einschließlich notwendiger Kostenvoranschläge werden geprüft. Nach erfolgreicher Prüfung wird die Hilfe in bar oder per Überweisung ausgezahlt.
Patenschaft? Ja klar!
Warum eigentlich nicht? Es gibt Menschen, die freuen sich über eine Patenschaft. Der Verein bietet die Möglichkeit, eine Patenschaft für einen älteren Menschen zu übernehmen. Anspruchsberechtigte Rentnerinnen und Rentner erhalten in diesem Fall 35 Euro monatlich, die von privaten Spenderinnen und Spendern finanziert werden.
Wird das Einkommen aus einer Patenschaft auf die Sozialhilfe angerechnet?
"Die Menschen, die Anträge bei uns stellen, leben immer von sehr wenig Geld. Einige erhalten nur Grundsicherung. In diesen Fällen verhandeln wir mit den Sozialämtern vor Ort und schauen, ob eine Patenschaft erlaubt ist. Die meisten Gemeinden sind froh und dankbar, dass unser Verein hilft. Auch die Seniorenvertretungen unterstützen uns in unserer Arbeit."