Deutscher Engagementpreis 2018: Gewinner in der Kategorie "Generationen verbinden"

Drei Männer und die Bundesfamilienministerin stehen vor einer Wand mit dem Logo des Deutschen engagementpreises und halten die Siegerurkunde hoch.

Foto: David Ausserhofer

Viele, die ein Tier halten, haben schon ein höheres Lebensalter: Fast ein Drittel aller Haustiere leben bei Seniorinnen und Senioren. Für viele ältere Menschen sind ihre Haustiere treue Begleiter und manchmal ach der zentrale Lebensinhalt. Das Projekt "Silberpfoten" setzt sich speziell für ältere Menschen und ihre Tiere ein. Ergänzend zur Versorgung der Tiere werden Mitmenschlichkeit und das generationenenübergreifende Miteinander gestärkt und so das soziale Engagement von tierbegeisterten Menschen gefördert. 2017 erhielt das Projekt des Tierschutzvereins Stuttgart schon den "Deutschen Tierschutzpreis" In diesem Jahr gewann das Projekt den Deutschen Engagementpreis in der Kategorie "Generationen verbinden".

Herr Yousef, das Projekt „Silberpfoten” setzt sich speziell für ältere Menschen und ihre Tiere ein. Was kann ich mir darunter vorstellen? Wodurch zeichnet sich Ihr Projekt aus?
Silberpfoten unterstützt Seniorinnen und Senioren bei der Versorgung ihrer Tiere, damit beide solange wie möglich im gewohnten Zuhause zusammenbleiben können. Das Projekt bringt sie mit ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern zusammen. Träger des Projekts ist der Tierschutzverein Stuttgart.

Silberpfoten schafft eine Win-Win-Situation für alle: Die älteren Menschen können ihr geliebtes Haustier behalten, dieses ist gut versorgt, und die ehrenamtlich Engagierten haben den gewünschten Kontakt zu Tieren und das tolle Gefühl, etwas Gutes zu tun. Silberpfoten fördert durch das Prinzip der Nachbarschaftshilfe die Gemeinschaft, die Nächstenliebe und das "Nach dem anderen sehen" - Dinge, die heute vielfach nicht mehr selbstverständlich sind. Wir machen uns damit gemeinsam stark für Tier und Mensch.

Ihr Projekt existiert seit 2014. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein solches Projekt ins Leben zu rufen?
Zu uns ins Tierheim Stuttgart kamen immer mehr Tierschutzfälle aufgrund altersbedingter Handicaps der Besitzer. Hier haben wir den Handlungsbedarf erkannt und die Nachbarschaftshilfe Silberpfoten ins Leben gerufen. Wir möchten jetzt die Tiere direkt vor Ort bei den Besitzerinnen und Besitzern versorgen, so dass sie gar nicht erst ins Tierheim kommen.

Wie werden die älteren Menschen aufmerksam auf Ihr Projekt? Ist es leicht, den Kontakt zu älteren Menschen zu finden?
Vor allem über die örtliche Presse, soziale Medien und Infostände, z. B. bei unseren Tierheim-Festen machen wir auf uns aufmerksam. Inzwischen sind wir relativ bekannt in der Region, denn unser Angebot verbreitet sich natürlich auch über Mundpropaganda.

Wie vielen Menschen und Tieren haben sie bereits geholfen? Um welche Tiere handelt es sich?
Die Nachfrage nach Unterstützung ist groß. Aktuell betreuen wir 102 Fälle, aber es ist natürlich ständig alles im Fluss. Die meisten Tiere, die über uns (mit-)betreut werden, sind Hunde. Aber auch Katzen, Kleintiere wie Kaninchen, Meerschweinchen oder Papageien leben zusammen mit unserer Klientel.

Welche Unterstützung erhalten ältere Menschen durch Ihr Projekt?
Wir übernehmen zum Beispiel das Gassigehen oder Fahrten zum Tierarzt, bringen Futter und Katzenstreu nach Hause oder helfen bei der Tierpflege, wenn die Besitzer dies aus altersbedingten Gründen nicht mehr alleine schaffen. Auch im Falle eines Krankenhausaufenthaltes helfen wir, das Tier in dieser Zeit gut unterzubringen. Bedürftige Seniorinnen und Senioren unterstützen wir zudem mit Futter und ggf. Übernahme von Tierarztkosten.

Ist das Projekt regional begrenzt?
Bisher sind wir im Großraum Stuttgart aktiv. Seit Kurzem besteht zudem eine Kooperation mit dem Tierschutzverein Nürtingen-Frickenhausen. Aber wir wollen weiter wachsen, damit wir noch mehr Menschen und ihre Tiere unterstützen können. Der Bedarf ist definitiv da, nicht nur im Stuttgarter Raum. Dabei sind wir auf die Hilfe jedes Einzelnen und auf eine enge Vernetzung aller Beteiligten angewiesen, und ebenso auf Geld- und Sachspenden.

Das Projekt lebt von Ehrenamtlichen. Wie viele Ehrenamtliche engagieren sich in Ihrem Projekt und wie erfolgt die Kontaktaufnehme zu ihnen?
In unserer Kartei sind mehrere hundert Menschen registriert, die bereit sind, zu helfen. Wir rufen über verschiedene Kanäle zum Helfen auf und sorgen so dafür, dass wir bekannter werden, z. B. über Facebook oder die örtliche Presse. Ohne die Hilfe und das große Engagement jeder und jedes Einzelnen wäre ein Projekt wie Silberpfoten nicht möglich.

Sie haben den Preis in der Rubrik „Generationen verbinden“ erhalten. Engagieren sich vorwiegend jüngere Menschen in Ihrem Projekt?
Der ‚harte Kern‘ unserer Ehrenamtlichen ist tendenziell jünger – etwa zwischen Mitte 20 und Mitte 40. Aber wir haben auch viele ältere Menschen, die sich engagieren. Das gute Gefühl zu helfen kennt keine Altersgrenzen, und wir freuen uns über alle, die dabei sind.

Erhalten Ihre Ehrenamtlichen ein "neues" Bild vom Alter?
Ich denke schon. Durch den persönlichen Kontakt mit den älteren Menschen werden viele mit Lebenssituationen und altersbedingten Problemen konfrontiert, über die sie sich bisher – verständlicherweise – keine Gedanken gemacht haben. Nach meiner Erfahrung wächst dadurch auch das Verständnis füreinander, und dies fördert den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Haben Sie eine besonders schöne Geschichte, die Ihnen im Gedächtnis geblieben ist?
Bei meiner Arbeit erlebe ich viel Trauriges, aber zum Glück auch sehr viele schöne Momente.  Es ist immer wieder berührend, wie dankbar die Hilfe angenommen wird. Für viele ist ihr Haustier ein wichtiger - oft der letzte - emotionale Halt, ihr bester Freund oder Partnerersatz. Wenn es auch weiterhin bei ihnen bleiben kann und trotzdem gut versorgt ist, fällt ihnen oft ein großer Stein vom Herzen.

Was bedeutet die Auszeichnung mit dem deutschen Engagementpreis für Sie und für Ihr Projekt?
Über die Auszeichnung mit dem Deutschen Engagementpreis freuen wir uns sehr! Zum einen ist diese Anerkennung und Wertschätzung unserer Arbeit natürlich ein schönes Gefühl und bestärkt uns darin, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Zum anderen bringt der Preis viel Aufmerksamkeit für die Thematik und das Projekt, die wir nutzen können, um noch mehr Menschen und ihren Tieren helfen zu können.


Herzlichen Dank für das Interview und für Ihre Arbeit. Ich freue mich für Sie und die Würdigung Ihres ehrenamtlichen Engagements durch die Verleihung des Deutschen Engagementpreises in der Kategorie "Generationen verbinden". Ich wünsche Ihnen noch viele schöne Momente mit Menschen, die Sie mit Ihrem Projekt glücklich machen und viele weitere Unterstützerinnen und Unterstützer.