Welchen Beitrag können Digitalisierung und Technik zu einem guten Leben im Alter leisten und welchen Nutzen und Mehrwert haben sie für ältere Menschen? Diese Fragen hat die Achte Altersberichtskommission im Bericht mit dem Thema „Ältere Menschen und Digitalisierung" untersucht. Bundesseniorenministerin Franziska Giffey hat ihn am 12. August 2020 zusammen mit dem Vorsitzenden der Sachverständigenkommission, Prof. Dr. Andreas Kruse, und dem Vorsitzenden der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen – BAGSO, Bundesminister a.D. Franz Müntefering in der Bundespressekonferenz vorgestellt.
Zentrale Botschaften
Aus Sicht von Franziska Giffey hat der Achte Altersbericht drei zentrale Botschaften:
1. Digitale Technologie kann ältere Menschen dabei unterstützen, möglichst lange ein selbständiges, eigenverantwortliches Leben zu führen.
2. Es gibt eine digitale Spaltung in der Gesellschaft, und zwar nicht nur zwischen Jung und Alt, sondern auch innerhalb der älteren Generation. Große Unterschiede beim Zugang und bei der Nutzung digitaler Technologien gibt es zwischen älteren Menschen mit niedriger und hoher Bildung, zwischen sozial schlechter bzw. besser gestellten sowie zwischen älteren Frauen und älteren Männern. Unterschiede bestehen auch zwischen den Regionen.
3. Es gibt ein riesiges Potenzial bei älteren Menschen in Bezug auf die Digitalisierung, das bisher noch nicht ausgeschöpft ist.
Die Bundesseniorenministerin betonte: “Es ist wichtig, auf die Solidarität mit den Älteren Menschen zu setzen und für die Teilhabe der Älteren an der Gesellschaft zu sorgen. Wenn man überlegt, dass wir den Auftrag für den Bericht schon vor Beginn der Pandemie erteilt haben, ist das, was den Schwerpunkt dieses Berichtes ausmacht, sehr vorausschauend gewesen. Nämlich die Verbindung der Digitalisierung mit der älteren Generation und auch die Frage, welchen Beitrag Digitalisierung und Technik zu einem guten Leben im Alter leisten können.
Die Digitalisierung birgt gerade auch für ältere Menschen ein riesiges Potenzial, das wir noch viel stärker ausschöpfen müssen. Es geht nicht nur um das Skypen mit den Enkelkindern oder Einkaufen übers Internet. Entscheidend dafür ist, dass wir die digitalen Angebote stärker an den Bedürfnissen ausrichten und die älteren Menschen dabei unterstützen, mit der Entwicklung Schritt zu halten. Zugleich gilt es, die digitale Kluft, die es innerhalb der älteren Generation gibt, abzubauen. Wir dürfen nicht zulassen, dass Seniorinnen und Senioren abgehängt werden, dass ihnen der Zugang zu digitalen Angeboten und damit auch zur Teilhabe versperrt ist."
Untersuchte Lebensbereiche
Digitalisierung greift zutiefst in die Lebenswelt der Menschen ein. Daher war es für die Expertenkommission unter Vorsitz von Prof. Dr. Andreas Kruse von besonderer Bedeutung zu hinterfragen, wie die Produktentwicklung ältere Nutzerinnen und Nutzer ins Visier nimmt und wie sich die Entwicklung an der Lebenswelt der älteren Menschen orientiert. Und zwar nicht nur im Bereich der Kommunikationstechnologien, sondern auch in den Bereichen Wohnen und Mobilität, Gesundheit und Pflege sowie auch im Sozialraum, im Quartier, im direkten Lebensumfeld.
Der Kommission ist daran gelegen aufzuzeigen, dass die Integration von digitaler Technik einen zentralen Beitrag zur Selbständigkeit leistet. Digitalisierung ist für die Gruppe der älteren Menschen genauso bedeutsam wie für die Gruppe der nachfolgenden Generationen. Deswegen gehören ältere Menschen mit Blick auf die Digitalisierung genauso in den Fokus wie jüngere Generationen.
"Wir müssen uns die Frage stellen, inwiefern die ältere Generation und die verschiedenen Gruppierungen innerhalb der älteren Generation die Chance haben, auf Digitalisierung zurück zu greifen. Jeder Haushalt muss die Möglichkeit bekommen einen Internetanschluss zu haben und entsprechende Leistungen abzurufen.
Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob ältere Menschen in der Lage sind, sich komplexe digitale Technologien anzueignen. Die Lernfähigkeit unseres Gehirns ist auch im hohen Lebensalter in einem Maße erhalten, dass Menschen in der Lage sind, in einem hohen Lebensalter kompetent mit Technik umzugehen. COVD19 hat uns gezeigt wie bedeutsam eine gute Ausstattung mit digitaler Technologie ist, die älteren Menschen die Möglichkeit eröffnet, mit der Außenwelt zu kommunizieren oder Dienstleistungen in Auftrag zu geben, beziehungsweise zu bestellen und auch genau zu beurteilen, was sich in ihrer Region, in ihrem Ort vollzieht."
Grenzen der digitalen Möglichkeiten
Bundesminister a.D. Franz Müntefering, der Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen -BAGSO e. V. sprach auch von den Grenzen der digitalen Möglichkeiten, denn vielen Bewohnerinnen und Bewohnern stationärer Einrichtungen könne man die neuesten digitalen Techniken nicht vermitteln, da sie entweder kognitiv geschwächt oder schwer krank seien. Er bekräftigte daher, dass digitale Techniken menschliche Kontakte nicht ersetzen könnten. "Menschen für Menschen bleibt eine Notwendigkeit, die nicht entbehrlich ist."
Die BAGSO hat eine Servicestelle "Digitalisierung für ältere Menschen" eingerichtet, die den Wunsch vieler älterer Menschen unterstützt, zu lernen und sich mit digitalen Medien auseinanderzusetzen. Denn: Sich im Alter mit Neuem zu befassen und dazuzulernen, kann dazu beitragen, lange selbständig und fit zu bleiben. Auf der Internetseite www.wissensdurstig.de sind Hinweise auf Veranstaltungen unterschiedlichster Art, Tipps und Informationen zu Digitalisierung und Bildung im Alter gebündelt.
Was bringt die Zukunft?
Die Bundesregierung steht zur Verantwortung, ältere Menschen dabei zu unterstützen, mit der Digitalisierung Schritt halten zu können Im Oktober dieses Jahres startet z.B. das Projekt "Leben wie gewohnt" des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Dabei geht es um digitales und technikgestütztes Wohnen (z. B. Smart Home) und wie man im Alter die Digitalisierung im Wohnumfeld nutzen kann, um möglichst lange selbstbestimmt und eigenständig zuhause in den eigenen vier Wänden zu leben. Gefördert werden ländliche und städtische Modellstandorte.
Sozialberichterstattung im BMFSFJ
Der Achte Altersbericht reiht sich ein in eine Reihe von fünf Berichten, die das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zur Zukunft unserer Gesellschaft in dieser Legislaturperiode vorlegen wird. Der Dritte Engagement Bericht ist bereits veröffentlicht, gefolgt nun vom Achten Altersbericht, drei weitere werden folgen, und zwar zur Situation der Familien, zur Gleichstellung und zur Situation der Kinder und Jugendlichen. Zusammen sind sie eine Bestandsaufnahme über unsere gesellschaftlichen Gruppen, aber auch über Zukunftsperspektiven, wie wir gemeinsam miteinander Gesellschaft künftig gestalten und leben und lernen wollen.
Weitere Informationen
Mitteilung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
https://www.bmfsfj.de/altersbericht
Publikation zum Achten Altersbericht (Kurzfassung)
https://www.bmfsfj.de/altersbericht
Achter Altersbericht Langfassung
https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/service/publikationen/achter-altersbericht/159918
Digitaler Engel
https://www.digitaler-engel.org/
Wissensdurstig
www.wissensdurstig.de